Wusleben

Wusleben, zwischen bewaldeten Hügeln in einer rauen Landschaft gelegen, in der selbst im Frühling der Schnee lange liegen bleibt, befand sich früher an der Straße von Labant nach Hesselsdorf. Es war eine der ältesten unter den verschwundenen Ortschaften des Böhmischen Waldes und wurde bereits im Zuge der mittelalterlichen Kolonisierung des Grenzwaldes gegründet. Die Gründung der Ortschaft wird oft mit Bohuslaw I. von Haid (1251-1310) in Verbindung gebracht, der ab 1272 als Burggraf der nahe gelegenen königlichen Burg Pfraumberg erwähnt wird. Die frühesten Aufzeichnungen über die Ortschaft, die bereits eine Kirche besaß, stammen aus dem Jahr 1352. Zusammen mit dem benachbarten Hesselsdorf wird Wusleben 1482 unter den vierzehn Dörfern der Pfraumberger Choden aufgeführt.
1596 wurde mit dem Verkauf des zum Schloss Pfraumberg gehörenden königlichen Anwesens begonnen. Wusleben wurde dann Teil der Herrschaft Tachau, von der es 1664 verkauft und an Groß Maierhöfen angegliedert wurde. 1890 gab es bereits 60 Anwesen und 388 Einwohner. Wusleben war eine rein landwirtschaftliche Ortschaft, die Roggen, Hafer, Kartoffeln und Flachs anbaute. In der Ortschaft arbeiteten mehrere geschickte Steinmetze, von denen bis heute kleine Steindenkmäler - Kreuze und Marterl - erhalten geblieben sind. 1930 gab es in Wusleben 45 Anwesen mit 228 Einwohnern deutscher Nationalität.

Das bedeutendste Gebäude und eine Landmarke der Ortschaft war die Kirche des heiligen Martin, die schriftlichen Aufzeichnungen zufolge bereits 1352 existierte. Im 17. Jahrhundert wurde sie im Barockstil umgebaut und 1861 um einen Turm erweitert, nachdem der alte wegen seines schlechten Zustands abgerissen worden war. Am 1. Mai 1945 wurden die Kirche und ein Großteil der Dorfgebäude bei einem Feuergefecht zwischen der amerikanischen Armee und deutschen SS-Truppen beschädigt. Mindestens 22 Bauernhäuser in Wusleben brannten ab, oft mit Vieh. Die Kirche, die zunächst vom Abriss verschont blieb und als Lagerhaus genutzt wurde, wurde 1963 von einem Blitz getroffen und daraufhin dem Erdboden gleichgemacht. Das Pfarrhaus und die Schule, die sich in der Nähe befanden, waren schon früher abgerissen worden, ebenso wie die meisten Gebäude der Ortschaft. Auch der Friedhof wurde verwüstet und ist nun im Wildwuchs kaum noch zu erkennen.

Die niedergebrannte Ortschaft wurde teilweise wiederbesiedelt, aber 1950 wurde das Katastergebiet von Wusleben der Militärverwaltung übergeben, einschließlich aller noch stehenden Häuser, von denen einige neu repariert wurden, sowie der Abbruchhäuser. Die Soldaten bauten auf der Ebene oberhalb der Ortschaft einen großen Panzerschießplatz, der bis 1989 genutzt wurde. Dabei wurden die letzten Ruinen der Häuser und der Kirche zerstört.

Durch das Gebiet, in dem die Ortschaft einst stand, schlängelt sich eine Straße, an deren Rand sich die letzten Reste von Mauern der Wuslebener Anwesen zwischen umgestürzten Baumstämmen und Wildwuchs verbergen. Die Kirche, die Pfarrei und die Schule sind ohne jede sichtbare Spur verschwunden. In der Umgebung der Ortschaft gibt es 2 instandgesetzte historische Denkmäler. Dazu gehört der Sockel der Statue des Heiligen Johannes von Nepomuk aus dem Jahr 1745, der von dem örtlichen Steinmetz Johann Frisch geschaffen wurde. Erst kürzlich hat eine Gruppe von Enthusiasten aus Tachau das zweite Denkmal mit einem Relief des Heiligen Georg aus dem Jahr 1878 renoviert, das an den tragischen Tod von Georg Müller erinnert. Der Bereich um die Gedenkstätte herum wurde zum Verweilen und Entspannen hergerichtet.

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