Die verschwundene Ortschaft Neulosimthal befand sich auf einer Weide etwa zwei Kilometer nördlich der Staatsgrenze zwischen den verschwundenen Ortschaften Waldheim und Reichenthal gegenüber von Leßlohe in der Oberpfalz. Die Ortschaft bestand aus Gruppen von Hütten und Höfen, die über die Weideflächen verstreut waren. Das Zentrum der Ortschaft bestand aus einer Kirche mit einem Pfarrhaus, einer Schule, einer Mühle und mehreren Höfen. Neulosimthal umfasste die Glasmachersiedlungen von Neuhütte und Kollerhütte. Der erste erfolglose Versuch, eine Siedlung zu gründen, wurde 1626 von dem damaligen Besitzer des Tachauer Guts, Johann Philipp Husmann, unternommen, aber die Siedlung verschwand während des Dreißigjährigen Krieges. 1637 trafen neue Siedler ein, aber das Gelände der Draxelhütte lag immer noch brach. 1654 gab es lediglich drei Hütten.
Erst 1664, als das Tachauer Gut von Jan Anton Losy von Losinthal erworben wurde, kam es zu einem raschen Zustrom neuer Siedler und zur allgemeinen Entwicklung des Ortes, der nach ihm in Neulosimthal umbenannt wurde. Die Gegend um die Ortschaft war noch von tiefen Grenzwäldern bedeckt, und so ist es nicht verwunderlich, dass ein Bär 1685 Georg Lorenz aus Neulosimthal Nr. 3 zerfleischt hat. Die Leibeigenen in Neulosimthal und den umliegenden Walddörfern bewirtschafteten Land, das ihnen vom Adel nur verpachtet, nicht aber verkauft wurde (das sogenannte Dominikal). Dies führte zu häufigen Streitigkeiten, die manchmal sogar in Anwesenheit der Armee beigelegt wurden. Endgültig beendet wurden sie jedoch erst 1864, als die Leibeigenen den größten Teil des Landes kaufen konnten.
Das Erscheinungsbild von Neulosimthal, wie man es von alten Fotografien kennt, entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1787 wurde Neulosimthal eine eigenständige Gemeinde, aber erst 1816 wurde hier die Kirche der hl. Anna erbaut, an die 1854-1855 ein Turm angebaut wurde. 1893 wurde ein neues Schulgebäude über der Kirche errichtet. Ab 1924 wurde hier eine Poststelle betrieben, und es gab auch eine Gendarmeriestation. In Neulosimthal gab es stets drei bis vier Kneipen, die sowohl von Einheimischen als auch von Touristen besucht wurden, die in der Zwischenkriegszeit begannen, die waldreiche Umgebung von Neulosimthal zu entdecken.
Eine unverwechselbare Landmarke der Ortschaft war das sogenannte Güntner-Spital, das mit Finanzmitteln von Dr. Wenzel Güntner erbaut wurde. Dieser vermachte seinem Heimatdorf Neulosimthal eine halbe Million Gulden mit dem Wunsch, hier ein Spital zu errichten. Das Gebäude ähnelte einem großen Schloss und wurde bald als Altersheim genutzt. Nach 1921 diente es als Irrenhaus und wurde schließlich von der Kompanie des Grenzschutzes eingenommen.
1930 bestand die Ortschaft aus 93 Anwesen mit 530 Einwohnern deutscher Nationalität, sechs Tschechoslowaken – Mitglieder der Finanzwache – und drei Ausländern. Die Ausrufung einer Sperr- und Grenzzone betraf auch Neulosimthal. Die große Mehrheit der Häuser wurde in den frühen 1950er Jahren abgerissen. Ein Jahrzehnt länger stand dort noch eine Kirche, die 1963 durch einen Blitzschlag in Brand geriet. Kurz darauf wurde sie zusammen mit dem verlassenen Güntner-Spital gesprengt.
Der von Grün überwucherte Kern der verschwundenen Ortschaft Neulosimthal verbirgt Spuren von abgerissenen Gebäuden und einer Mühle mit einem kleinen Teich. Das bedeutendste Überbleibsel der Ortschaft sind jedoch die Ruinen der Kirche, deren Schutthaufen den Grundriss der Kirche markieren. In der Nähe der Kirche gibt es ein Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs und eine Informationstafel. Die eingestürzten Keller an der Straße östlich der Ortschaft erinnern an das Güntner-Spital. Der vergessene Neulosimthaler Friedhof liegt auf den Weideflächen nordwestlich des Zentrums der verschwundenen Ortschaft.
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Entfernung:
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