Das Dörfchen oder besser gesagt die Einöde Neuwindischgrätz lag am Fuße des höchsten Gipfels im Tachauer Teil des Böhmischen Waldes, dem Rabenberg (894,1 m über dem Meeresspiegel), früher auch Großer Rabenberg genannt. Bis 1989 befand sich die Stätte hinter einer elektronischen Signalmauer in der verbotenen Grenzzone. Auch in Neuwindischgrätz stand zunächst eine Glashütte. Sie wurde von Johann Kaspar Lenk, einem Glasmacher aus dem benachbarten Goldbach gegründet, vielleicht an der Stelle einer früheren Siedlung, und am 1. Juni 1793 in Betrieb genommen. Gleichzeitig erhielt Lenk die Erlaubnis, in der Nähe der neuen Glashütte zwei Anwesen für acht Holzfäller zu bauen, die Holz zum Heizen der Öfen verarbeiten sollten. Die örtliche Glashütte war nur bis 1839 in Betrieb. Sommers Topographie zeigt um 1838 eine Glashütte und eine Dominikalsiedlung mit fünf Anwesen und 105 Einwohnern. 1930 gab es nur ein Forsthaus und ein Holzfällerhaus mit acht Einwohnern.
Nach 1945 mussten die deutschen Einwohner auch diese vergessene Einsamkeit inmitten tiefer Wälder verlassen. In den 1950er Jahren wurde die Waldlichtung von einer Kompanie des Grenzschutzes besetzt, die dort bis 1985 blieb. Danach wurde das Gebiet um Neuwindischgrätz als militärischer Schießplatz mit terrassenförmigen Schienen genutzt, auf denen sich die Zielscheiben bewegten. Schießübungen fanden hier bis 1989 statt.
Heute sind fast alle Spuren menschlicher Aktivitäten verschwunden. Die einzige Erinnerung an die letzte militärische Episode von Neuwindischgrätz ist eine Straße aus Betonplatten, die zur Spitze des Rabenbergs führt. Hier wurde zwischen 1967 und 1972 eine Metallstruktur eines militärischen Horchpostens auf einer 8 x 8 m großen Grundplatte errichtet, die ursprünglich eine Gesamthöhe von 46 m (heute 25 m) erreichte. Während des kommunistischen Regimes diente der Turm als funktechnische Aufklärungsstation der Geheimdienstverwaltung der Tschechoslowakischen Volksarmee. Diesem Zweck diente sie bis in die 1980er Jahre und wurde schließlich 1992 von den Soldaten verlassen.
1993 bot die Armee das nutzlose Objekt für mehr als 28 Millionen Kronen zum Verkauf an. Es fand sich kein Käufer, so dass es 2009 abgerissen werden sollte. Schließlich wurde das verlassene Bauwerk vom Verein für Militärgeschichte und Sport in Tachau übernommen, welcher es sanierte und in einen Aussichtsturm mit einer frei zugänglichen Ausstellung über die Grenzgänger des Eisernen Vorhangs verwandelte. Der Aussichtsturm ist seit 2014 geöffnet und frei zugänglich. Von seiner Galerie aus hat man einen Blick auf den Böhmischen Wald und die angrenzende Landschaft der Oberpfalz. Touristische Hinweisschilder führen die Besucher dieser abgelegenen Ecke des Böhmischen Waldes über den Fußgängergrenzübergang Kreuzstein nach Deutschland. Die Route wird durch Informationstafeln mit naturkundlichen Themen bereichert.