Die Wallfahrtskirche St. Anna oberhalb von Purschau war bis vor kurzem eine wichtige Landmarke in der Umgebung der verschwundenen Ortschaft. Nach dem Einsturz der Dächer hat die Sichtbarkeit des Gebäudes in der Landschaft abgenommen und das Besucherinteresse ist zurückgegangen. Vergleicht man die Geschichten der beiden Kirchen von Purschau (St. Anna und St. Bartholomäus) mit den Denkmälern in der Gegend, so kann festgestellt werden, dass sie von unglaublichem Pech verfolgt wurden.
Die Wallfahrtskirche wurde in der Vergangenheit immer wieder aufgegeben und wieder zum Leben erweckt, aber dieser Prozess wurde nach 1945 gestoppt. 1660 gründete die Gutsherrin von Purschau, Veronika Katharina Alster , eine neue Wallfahrtskirche an der Stelle der Holzkapelle. Ihr Nachfolger, Franz Ignaz von Wunschwitz, ließ eine Seitenkapelle an die Kirche anbauen, die erst 1673 fertiggestellt wurde. Während der Josephinischen Reformen wurde die Kirche jedoch aufgelöst und ihre Ausstattung unter den umliegenden Gotteshäusern aufgeteilt. Aber bereits 1811 wurde sie mit Hilfe der Einwohner von Purschau, Wosant und Pettlarn wieder erneuert. Die Statuen der zwölf Apostel und Christi, die das letzte Abendmahl darstellen, wurden in einer der Seitenkapellen aufgestellt und sind ein bemerkenswertes Merkmal der Kirche. Die lebensgroßen Statuen der Apostel, die um einen langen Tisch herum angeordnet sind, wurden um 1870 von dem Bildhauer Johann Rumpler dem Älteren im Auftrag von Johann Mayer aus Wosant geschnitzt. Die Statuen kosteten 335 Gulden und sind heute eines der wichtigsten Ausstellungsstücke des Museums des Böhmischen Waldes in Tachau. In der zweiten Seitenkapelle der Kirche konnte der Besucher die Statuen der schlafenden Apostel auf dem Ölberg und die Geißelung Christi vom selben Autor sehen, die jedoch nicht erhalten geblieben sind.
Nach 1945 begann sich die verlassene Kirche oberhalb der verwüsteten Ortschaft in eine Ruine zu verwandeln, was trotz ihrer späteren Einstufung als Kulturdenkmal nicht verhindert werden konnte. In den 1950er Jahren wurde sie von Abenteurern auf der Suche nach verborgenen Schätzen beschädigt. Die Apostel verließen die Stätte jedoch erst in den späten 1950er Jahren. Bis dahin saßen sie in der geplünderten Kirche und jagten den gelegentlichen Besuchern einen gehörigen Schrecken ein, wenn sie in der Abenddämmerung vorbeikamen. Während ihres Aufenthalts in der Kirchenruine hat der Regen die Polychromie teilweise bis auf das nackte Holz abgewaschen, was ihnen heute eine beeindruckende Originalität verleiht.
Noch in den 1980er Jahren hatten die Grenzbeamten ihren gelegentlichen Beobachtungsposten im Turm, der aus dem Dach der Kirche ragt. In den 1990er Jahren gab es Vorschläge, die Kirche in ein Sanatorium umzuwandeln, die allerdings nicht umgesetzt wurden. Damals hatte die Kirche noch ein Dach, das nach 2000 zusammenbrach. Heute sind die Ruinen der Kirche und der sie umgebende Friedhof im Besitz eines Landwirts, der in der Gegend weitläufige Ländereien besitzt. Die Kirche, die aus einem rechteckigen Kirchenschiff, zwei Seitenkapellen und einer Sakristei bestand, zerfällt heute ohne öffentliches Interesse, aber der starke Genius Loci des Ortes bleibt erhalten.