Der ausgedehnte Ort mit verstreuten Häusern lag am alten Handelsweg, der die Goldene Straße genannt wurde – heute die Straße von Tachov nach Bärnau.
Paulusbrunn war die bevölkerungsreichste Ortschaft im Tachauer Teil des Böhmischen Waldes. Sie lag westlich von Tachau nahe der Staatsgrenze gegenüber dem deutschen Bärnau. Die Katasterfläche der Ortschaft war mit 3058 ha eine der größten in der Region und erstreckte sich vom Goldbach bis Hermannsreith. 1943 lebten in diesem Gebiet insgesamt 1.451 Einwohner, heute gibt es kein einziges dauerhaft bewohntes Anwesen mehr.
In der Nähe der späteren Ortschaft befand sich die sogenannte Goldene Straße von Prag nach Nürnberg. Auf diesem Weg reiste Kaiser Karl IV. ins Reich, und auch Meister Jan Hus nahm diesen Weg auf seiner letzten Reise nach Konstanz. Heute ist die ehemalige Goldene Straße ein kulturelles Bindeglied zwischen der tschechischen Stadt Tachau und der oberpfälzischen Stadt Bärnau. An den Jahrestagen historischer Ereignisse ziehen kostümierte Prozessionen durch die Straßen und entlang des Weges werden historische Gedenksteine aufgestellt, die an verschiedene Themen und Persönlichkeiten der bayerisch-böhmischen Geschichte erinnern.
Das erste Wohnhaus, das Herrenhaus des Jägers, wurde 1681 an der Stelle der zukünftigen Ortschaft von den Besitzern des Tachauer Guts gegründet. 1713 gab es hier 17 Anwesen, welche von den Leibeigenen mit Genehmigung der Behörden erbaut wurden. Bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Gebäude meist aus Holz und bestanden aus Solitären, die auf dem Plan geschlossener Höfe basierten, wie man sie aus dem Egerland kennt, allerdings in einer viel bescheideneren Ausführung. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde hier die Herstellung von Perlmuttknöpfen und das Drechseln von Holz heimisch. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden hier Restaurants eröffnet und die Ortschaft entwickelte sich langsam zu einem Touristenort. 1930 gab es allein in Paulusbrunn 166 Anwesen, in denen 924 Deutsche, 29 Tschechoslowaken und fünf Ausländer lebten.
Der Kern der Siedlung Paulusbrunn, die aus Einzelhöfen oder Gruppen von mehreren Anwesen bestand, war das näher an der Straße nach Bärnau gelegene Vorderpaulusbrunn. In seinem Zentrum stand die Kirche Zur Kreuzerhöhung, die 1835 mit Geldern aus dem Religionsfonds erbaut wurde. 1855 wurde in der Kirche ein Pfarrhaus eingerichtet und kurz darauf eine Schule. An der Straße wurde ein Zollamt errichtet, das ab dem Jahr 1777 erwähnt wird. Das alte Gebäude wurde 1923 durch ein neues Zollamt ersetzt, das nach 1945 abgerissen wurde.
Der bevölkerungsreichste und wahrscheinlich historisch älteste Teil der Ortschaft war Hinterpaulusbrunn, südlich des beschriebenen Ortskerns gelegen. In seinem Zentrum stand die Mühle Nr. 37, die seit Mitte des 18. Jahrhunderts erwähnt wird.
Die Nachkriegsgeschichte des Ortschaft begann am 1. Mai 1945, als die amerikanische Armee Paulusbrunn angriff und mindestens zehn Anwesen niederbrannten. Die Massenabrisse von verlassenen Häusern, die oft direkt an der Grenze lagen, begannen im Jahr 1949. Die Ruinen der Kirche wurden 1977 gesprengt und die letzten Häuser abgerissen. 1991 wurde die Straße von Tachau nach Bärnau wieder freigegeben und der Grenzübergang eröffnet.
Das Gebiet des verschwundenen Paulusbrunn ist weitläufig und für diejenigen, die sich auf die Suche nach den Überresten einzelner Gebäude begeben möchten, wenig lohnend, da deren Abriss in den 1950er Jahren besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Auch die Überreste der Kirche, des Pfarrhauses, der Schule, mehrerer Gasthäuser, Mühlen, Perlenfabriken und anderer Einrichtungen sucht man vergeblich. Das deutsch-tschechische Projekt, das zur Entdeckung und Präsentation der Überreste der zerstörten Kirche Zur Kreuzerhöhung geführt hätte, wurde durch die Coronavirus-Pandemie aufgeschoben. Die einzige sichtbare Erinnerung an Paulusbrunn ist heute der örtliche Friedhof im Bereich der untergegangenen Siedlung Wittichsthal mit mehreren Dutzend Grabsteinen und einer Informationstafel ander Böttger-Säule.